‚Ich hoffe…‘ Rayek R. Rizek zur Corona-Pandemie und seiner Autobiographie

Die bereits seit langem bestehende Debatte um die Gleichberechtigung von Israel und Palästina kommt auch während der aktuellen Situaton nicht zur Ruhe. Wie man / frau in Israel die Pandemie und die mit dieser einhergehenden Limitierungen, Probleme und Herausforderungen wahrnimmt, das läßt sich in dem neu erscheinenden israel & palästina Heft des diAk nachlesen.

Darin schrebt unter anderen einer unserer Autoren Rayek R. Rizek, in seinem Text „Corona – Es gibt keine von Gott Privilegierten„, über die sowohl negativen, als auch positiven Auswirkungen des Viruses auf Gesellschaften, Länder und die Welt im allgemeinen. Er betont seinen starken Glauben daran, daß Gut und Schlecht, Segen und Fluch stets Hand in Hand gehen und richtet gerade deswegen ganz bewußt in dieser schwierigen Zeit seinen Blick auf die positiven Auswirkungen, ohne dabei jedoch die negativen, die Herausforderungen und Ängste außer Acht zu lassen.

Ich hoffe, dass der wirtschaftliche Zusammenbruch
alle Nationen, die direkt
oder indirekt an der Verursachung,
Intensivierung oder Fortsetzung von
Konflikten beteiligt sind, dazu zwingen
wird, mit einer derartigen Politik
aufzuhören.
Ich hoffe, dass diese Länder an einen
Punkt gelangen werden, an dem sie
sich ihre Armeen, Militärbasen und
Flotten nicht mehr leisten können,
und ich hoffe dies insbesondere für all
diejenigen unter ihnen, die unmenschliche,
traurige und fruchtlose Konflikte
aufrechterhalten.
Mein ganzes Leben habe ich auf ein
Wunder gewartet, das der ganzen
Welt die Augen öffnet für die wichtigste
Wahrheit: unser gemeinsames und
gleichberechtigtes Mensch-sein. Niemals
hätte ich erwartet, dass dies Wunder
das Resultat der Bedrohung durch
einen Virus sein könnte, während die
meisten Menschen auf eine Bewusstseinsveränderung,
den Messias oder einen
anderen Propheten gewartet haben.
Könnte es sein, dass das Schicksal
angesichts des Unmaßes an menschlichem
Leid, Umweltzerstörung und
politischer Heuchelei vom globalen
politischen System schlicht die Nase
voll hat?
Könnte diese Krise die Ohrfeige sein,
welche die Welt schon seit einiger Zeit
nötig hat?
Ich hoffe es.

Corona – Es gibt keine von Gott Privilegierten
Von Rayek R. Rizek; Oase des Friedens, Anfang Mai 2020
Übersetzt von © Ulla Philipps-Heck
15.05.2020

Lesen Sie den ganzen Text Rayek R. Rizek’s hier:

Der Ameisenbär und der Jaguar, R. R. Rizek; AphorismA
Der Ameisenbär und der Jaguar – R. R. Rizek; AphorismA

Oder im neuen israel & palästina Heft (bestellbar über unseren Blog oder per Mai an info@aphorisma.eu)!

Rayek R. Rizek veröffentlichte außerdem in unserem Verlag seine Autobiographie „Der Ameisenbär und der Jaguar – Sind sie unser Schicksal? Eine Geschichte aus der Oase des Friedens

Diese Autobiographie von Rayek Rizek ist ein Medium, um seine Erfahrungen und Begegnungen als arabisch-orthodoxer Christ in einem friedensbewegten Dorf mit uns zu teilen. Wir lesen Reflexionen eines Lebens auf der Suche nach einem Dasein ohne Schmerz, das doch durch die widrigen Umstände eines anhaltenden Konflikts verhindert wird.

Aus der Einleitung:
„Schon lange wollte ich gern ein Buch über die Gemeinschaft schreiben, in der ich lebe. In vielerlei Hinsicht gibt es sie nur einmal auf dieser Welt; sie ist ein Ort, an dem Juden und Palästinenser (Christen und Muslime) aufgrund einer bewussten Entscheidung
miteinander leben. […] Unsere Gemeinschaft betrachtet sich als real existierenden Samen einer hoffnungsvolleren Alternative für uns alle. […] in dieser ungewöhnlichen Gemeinschaft zu leben und zu arbeiten hat es mir erlaubt, mit tausenden von Menschen zu sprechen – nicht nur mit Juden und Palästinensern aus unserer Region, sondern mit vielerlei Menschen aus der ganzen Welt. So entstand so etwas wie meine eigene Feldforschung mit einer großen, vielgestaltigen Zielgruppe, wie sie nur sehr wenigen Forschern zur Verfügung steht. Nun, nach 32 Jahren, ist die Zeit gekommen, mit anderen zu teilen, was ich dabei gelernt habe.“

Der Ameisenbär und der Jaguar
Sind sie unser Schicksal? Eine Geschichte aus der Oase des Friedens
Rayek R. Rizek
Übersetzt und herausgegeben von Ulla Philipps-Heck
Schriftenreihe des diAk Band 45
AphorismA Verlag – Berlin 2019
ISBN 978-3-86575-087-7 | 318 S. | 20,00 € | bestellen

Erez Majerantz im Interview

Erez Majerantz, welcher bereits in den letzten Wochen ein sehr interessantes Interview im Deutschlandfunk Kultur gab, ist nun auch im Gespräch mit ARTstories.Berlin auf YouTube zu sehen.

Halb auf englisch, halb auf Deutsch nähern Sie sich der komplexen Beziehung des Autors zur Deutschen Sprache, Kultur und Geschichte, der Deutschen Romantik und Verbindungen dieser zu Jüdischen Traditionen, sowie den Motiven seiner Kurzgeschichten, gedruckt von unserem Verlag in: „Das Leben an sich ist das geringste aller Übel„.

Diese tiefgründige Konversation verleiht – wie zuvor der noch immer nachzuhörende Podcast – neue Einblicke in die Lebensgeschichte Erez Majerantz‘.

‚wiedergelesen‘ auf Instagram und unserem Antiquariat

Unter der Kategorie ‚wiedergelesen‚ wurden bereits seit einigen Jahren auf diesem Blog Bücher, Zeitschriften und Magazine vorgestellt, welche zwar vor einiger Zeit veröffentlicht wurden, jedoch aufgrund ihrer Themathik noch heute von Bedeutung sind oder unsere Aufmerksamkeit gewonnen haben.

‚wiedergelesen‘ wurde so zu einem wichtigen Teil unseres Antiquariats und so natürlich auch Teil unserer Präsenz auf Instagram.

Dort stellen wir Ihnen jeden Samstag kurz ein Buch, eine Zeitschrift oder ein Magazin aus unserem Bücherfundus vor, sagen etwas zum Inhalt und zur aktuellen Bedeutung, kommen mit Ihnen ins Gespräch und regen vielleicht Diskussionen und einen respektvollen, differenzierten Austausch an.

So nahmen wir am 16. Mai ganz bewußt Bezug auf den diesjährigen Ramadan mit dem Buch „Ramadan, Fasten mit allen Sinnen„, erscheinen 2001 im Knesebeck Verlag. Geschrieben von Angela Grünert und Christel Becker-Rau und bebildert mit zahlreichen Fotografien gewährt der gebundene Band einen Einblick in den Fastenmonat der Muslime. Aus einer positiven und fröhlichen Perspektive wird kulturell Interessierten Lebensstil, Sitten und Gebräuche des Islam näher gebracht.

In der darauffolgenden Woche besprachen wir den Roman „Die Verheißung“ von Sahar Khalifa, erschienen 2004 im Unionsverlag. Der Roman erzählt die Lebensgeschichte eines palästinensischen Moslem, der mit den Vorstellungen seiner Eltern hadert, aus Jerusalem flieht und sich schließlich in eine Christin verliebt.
Es werden Konflikte zwischen Religionen, zwischen Tradition und Gefühl thematisiert – eine verlorene Liebe und eine unermüdliche Suche.

Auch geschichtlich gesehen, ist unser Antiquariat gut und breit aufgestellt, unter anderem mit dem Band „Der Krieg gegen die Sowjetunion 1941-1945„.

In der Woche des 6. Juni fiel uns in unserem Antiquariat „The Next Jerusalem: Sharing the Divided City“ von Michael Sorkin in die Hände. Der Band versammelt israelische, palästinische und amerikanische Architekten und Urbanisten, welche gemeinsam über die physische Zukunft Jerusalem diskutieren. Wie gestaltet man diese Stadt funktional, ästhetisch und im Bewusstsein dessen, was ihre Bewohner brauchen?
Die einzelnen Essays nehmen sowohl ökologische, wie auch soziale Aspekte in den Blick und gewähren dem Leser dadurch einen differenzierten Blick auf Jerusalem.

Und schließlich eine unserer liebsten und für unseren Verlag wichtigsten Dichterinnen: Rose Ausländer. Wer noch nie ein paar Zeilen, von ihr gelesen hat, dem entging ein wichtiger Teil lyrischer Bildung. Mit leichten Worten taucht Rose Ausländer tief, schöpft aus den Vollen der Sprache und schreibt den Leser in einen Zustand der emotionalen, politischen und vollkommenen Achtsamkeit.
Wer mehr zu ihr und ihrer Literatur erfahren will, ist herzlich eingeladen auf unserem Blog weiterzulesen. Ihr Buch „Ich regene in den offenen Scharlachmund des Mohns“ mit Bildern von Heide-Grit Sauer ist, wie alle oben genannten Bände bei uns erhältlich.

Bei Intresse, schreiben Sie uns gerne eine Mail an info@aphorisma.eu !

Neue Buchbesprechung und Lesung Petra Kuniks

Vor ein paar Tagen haben wir bereits in einem Blogbeitrag auf einen ganz besonderen Band aus unserem Verlag hingewiesen: Gemeinsam hören und suchen: Jüdisch-Muslimische Begegnungen, herausgegeben von Petra Kunik.

Petra Kunik, Gemeinsam hören und suchen: Jüdisch-Muslimische Begegnungen, AphorismA

Es ist ein weitsichtiger Titel – „Gemeinsam hören und suchen„, Geprägt von Respekt und Achtsamkeit – von gegenseitiger Anerkennung und Rücksichtnahme öffnet er Perspektiven. Im Austausch der Beträge entsteht ein ‚Gemeinsam‘ und ein kritischer Blick, auf sich selbst ebenso wie auf den Anderen. Und Kritik ist hier erlaubt, sogar angebracht, denn es geht um Veränderung – eine Veränderung hin zu einem anderen, gemeinsamen Zusammenleben: ‚Jüdisch-Muslimische Begegnungen‘.

AphorismA, Blog, Berlin 2020


Nicht nur wir sind froh über die hier vorgelegte Essaysammlung, auch die Autorin und Übersetzerin Barbara Höhfeld hat auf Ihrem Blog begeistert von der bereichernden Lektüre dieses Buches berichtet. Aufhänger der Besprechung ist der Beitrag Jürgen Habermaß‘ an der jahrhunderte alten Auseiandersetzung zwischen Glauben und Wissen. Gekonnt schlägt Frau Höhfeld den Bogen zu Kant und dessen Ausweg aus ‚der selbstverschuldeten Unmündigkeit‘, sieht den aktuellen Zusammenhang zwischen dieser sehr theorethischen Diskussion und unserer momentanen Lebensrealität, ja geht sogar noch weiter, indem sie von ‚Alltag‘ spricht. Sie weißt auf die Islamdebatte und den wieder wachsenden Antisemitismus in Deutschland hin und lobt in diesem Feld die Arbeit des Abrahamischen Forums und dessen Teams.

Kein Wunder also, daß Sie auf unsere Autorin stieß! Petra Kunik, die selbst ein aktives Mitglied des Abrahamischen Forums ist, zieht selbst mit den Abrahamischen Teams von Schule zu Schule, quer durch die Bundesrepublik und ist auch in der Erwachsenenbildung tätig. Ihre Vision ist, daß Muslime udn Juden sich ohne christliche Vermittlung auf Augenhöhe im Dialog begenen können. Dieser Prozeß und dieser Weg sei nur miteinander zu begehen – eben durch ein gemeinsames hören und suchen.
In den Essays nähern sich die Autoren drei großen Fragestellungen. Dabei berichtet Petra Kunik respektvoll aus der jüdischen Perspektive.

Wenn „das Private politisch ist und das Politische privat“, wie es zu „Sponti“-Zeiten hieß, so antwortet Petra Kunik auf die Frage, wie politisch die Religion sei, unter dem Gesichtspunkt des Individuums, des Einzelnen, also gewissermaßen des Privaten. Sie schildert, wie die jüdischen Regeln und Vorbilder den Charakter und das Verhalten des Menschen anleiten und helfen, eine Richtung zu finden, in der die Welt besser wird, gerechter und friedlicher.

Barbara Höhfeld, barbara-hoehfeld.de, 2020

Doch stets erfährt der/die LeserInn auch den muslimischen Blick auf die Dinge:

Hilal Akdeniz formuliert ihre Frage von seiten des Islam etwas anders: sie spricht von „Dialog und Politik“, sogar von „Dialog in der Politik“. Während Petra Kunik die individuelle Verantwortung des Bürgers hervorhebt und das eigentlich „Politische“, das heißt die Machtfrage, die Machtkämpfe zwischen verschiedenen Kräften im Volk, nicht im Rahmen von „Religion“ verhandelt, lässt Hilal Akdeniz diesen Unterschied zwischen einem Individuum und einer Religionsgemeinschaft im Unklaren. Sie spricht lieber von „kultureller und religiöser Vielfalt eines Landes“, sie spricht von Gruppierungen, die mit „Deutschland“ in Dialog treten wollen, also mit der „Politik“. Diese, also „die Politik“, müsste, „als Voraussetzung“ zum Dialog, „gegen Rassismus und Diskriminierung“ eintreten. Geht sie da nicht mit Siebenmeilenstiefeln voran? fragte ich mich.

Barbara Höhfeld, barbara-hoehfeld.de, 2020

Eine höchst lesenswerte Besprechung und vor Allem natürlich ein höchst lesenswertes Buch, daß wir an dieser Stelle erneut herzlich empfehlen.

Wer nun ein besonderes Interesse an der Autorin hat, der kann am kommenden Sonntag, dem 14. Juni 2020 sowohl auf diesem Blog, als auch auf unserer Instagram Seite eine kleine Lesung mit Petra Kunik hören und sehen. Sie liest aus Ihrem Buch, erzählt von dessen Hintergründen und gibt dem Text ihre Stimme.

Hier können Sie ab Sonntag die Lesung Petra Kuniks, sowie die bereits bestehenden und auch alle zukünftigen Lesungen unserer anderen Autor(inn)en anschauen.

Gemeinsam hören und suchen – Jüdisch-Muslimische Begegnungen
Herausgegeben von Petra Kunik
Mit einem Vorwort von Roberto Fabian
Berlin (AphorismA) 2020 | Softcover
97 (1) Seiten | 978-3-86575-082-2 | 15,00 € | Bestellen

Märchen im Gepäck – Eine Geschichtenwanderung

Die meisten Menschen wachsen mit ihnen auf, lassen sich von ihnen an der Hand nehmen und in eine andere Welt entführern: Märchen. Bieten Raum zu träumen und sich selbst vergessen. Kinder finden die Tür in den Geschichten, die Tür zu den beschriebenen Welten, noch mühelos – so mühelos, daß man sich wundern sollte, daß es den Erwachsenen so schwer fällt. Doch auch diese brauchen die Träume und die schönen Worte, und die Bilder und die Sätze. …
Mit „Märchen im Gepäck“ ist der Weg durchs Leben viel leichter, mit einem Märchenbuch unterm Arm sind die Tage ein wenig heller, die Sicht besser: Eine Geschichtenwanderung, ein Ausflug in das Land der Phantasie.

Märchen im Gepäck“, das sind noch nicht entschiedene Geschichten, die ständig auf der Kippe stehen, Visionen einer anderen Gegenwart durch den Blick auf Vergangenheit und Zukunft. Jede(r) Leser(in) bestimmt nun mit der Lektüre dieses vielgestaltigen Buches einen neuen, eigenen Zugang.

Der 2018 bei AphorimsA erschienene Band, verbindet nicht nur kunstvoll den Klang der arabischen mit dem der deutschen Sprache, sondern ist zudem in bunten und schillernden Farben illustriert. Bis ins Detail erweckten die vier Künstler Könige, Mond und Sonne, Wölfe und Füchse, Ungeheuer und Prinzessinnen zum Leben.

Märchen im Gepäck, AphorimsA Berlin

Märchen im Gepäck
Das arabisch-deutsche illustrierte Märchenbuch
ISBN 978-3-86575-053-2 Preis: 20,00 € (132 S.)
ISBN 978-3-86575-083-9 Preis: 25,00 € (132 S.)
(With an additional 24-pages booklet with English educational material)
AphorismA, Berlin | Bestellen

„Märchen im Gepäck“ ist nicht nur ein Buch, sondern steht für eine kreative Werkstatt. Hauptbestandteil des Projekts der AphorismA Kulturstiftung waren künstlerisch-pädagogische Workshops, in denen sich vier IllustratorInnen aus der arabischen Welt und Europa gemeinsam mit Schulklassen über Tradition, Moderne und die politisch wie soziale Dimension von Märchen austauschten.

Wir sind davon überzeugt, daß in der Fähigkeit zuzuhören, sich Geschichten vorzustellen und selber zu zeichnen und zu malen gerade junge Menschen für die Realitäten und die Bildwelten anderer Kulturen sensibilisiert werden können. Dies trägt dazu bei, gegenseitiges Verständnis und Empathie füreinander aufzubauen.

Aus diesen Erfahrungen erarbeiteten die vier Illustrator(inn)en aus Alexandria, Berlin und Damaskus sowie die internationalen Projektpartner die sechs palästinensisch-arabischen Märchen und die 132 Seiten des Buches – für Liebhaber(innen) des Geschichtenerzählens, Zuhörende, Illustrationsfans, konsequent zweisprachig: Arabisch und Deutsch.

Das Buch kann durch zusätzliches pädagogisches Material für weitere Workshops im schulischen und außerschulischen Rahmen genutzt werden – so etwa in Sprachkursen und „Willkommensklassen“ sowie als interkulturelles Training. Die englischsprachigen Anleitungen und Vorschläge für den Unterricht zeichnen sich durch offene, emanzipatorische Lernmethoden aus, die versuchen, der Vielfalt eine Stimme und ein Bild zu geben.

Zu dem Buch sind auch Postkarten erschienen, darüber hinaus ist eine Tafelausstellung ausleihbar, geplant sind Präsentationen aktuell für Münster/W. und Trier, wann genau ist zur Zeit noch nicht entschieden. Nähere Informationen hier.

Von einer zornigen Prophetenmentalität

Manch einer mag es schon gehört haben, ein andere erst dadurch auf unseren Verlag aufmerksam geworden sein: Deutschlandfunk Kultur veröffentlichte in der letzten Woche ein Interview mit einem unserer Autoren zu seinem kürzlich bei AphorismA erschienen Buch „Das Leben an sich ist das geringste aller Übel„. Warum von einer zornigen Prophetenmentalität die Rede ist können Sie dort noch immer nach hören.

Erez Majerantz berichtet in dem gelungen Podcast über den Zustand der Welt und die Absurdität, die bei der Betrachtung desgleichen unweigerlich offengelegt wird.
Auch die Corona-Krise und was diese mit Autoren macht kommt zur Sprache – dem Hörer wird ein Einblick in das Leben des israelischen Autoren und Dramatikers gewährt, ein Einblick in das Denken und Handeln.

Das Leben an sich ist das geringste aller Übel, Erez Majerantz, AphorismA, Berlin

Von einer „zornigen Prophetenmentalität“ ist die Rede und nichts kann besser den Kopf hinter den Kurzgeschichten beschreiben.

Erez Majerantz, AphorismA, Berlin

„Robin Hood verschenkt Gewissen“ titelt der Deutschlandfunk und verweist auf eine der ersten Geschichten, beschreibt den Ton als eine von sowohl Komik als auch Verstörung geprägte Lakonie. Unmittelbar seien die Texte – unmittelbar wie sie geschehen. Denn tatsächlich scheinen Majerantz Texte selbst zu geschehen und stets anders als erwartet. Märchenhaft – grauenhaft. Im Gegensatz liegt hier der Sinn, liegt die Wahrheit und der Mut mit dem geschrieben wurde.

Auch kommt die Sprache auf die Liebe des Autors zu Deutschland, zur Kunst, zur jüdischen Renaissance des 19. Jahrhunderts.

Erez Majerantz
Das Leben an sich ist das geringste aller Übel

Sieben Kurzgeschichten und eine Novelle
Berlin (AphorismA) 2020 | Bestellen
116 S. | 978-3-86575-077-8 |  Hardcover | 15,00 €

Ein gelungener Beitrag ist es geworden, der einen zum Nachdenken und mitdenken anregt. Ja sogar zum nachdenken und mitdenken herausfordert!

Hier können Sie den Podcast kostenlos nach hören.

Geschichten mit Migrationshintergrund

Nun ist es keine Neuerscheinung mehr, jedoch weiter lesenswert: Assaad E. Kattans „Qasem Schneider in Beirut – Geschichten mit Migrationshintergrund„.

Assaad E. Kattan – Qasem Schneider in Beirut
Assad E. Kattan – Qasem Schneider in Beirut

Assaad Elias Kattan
Qasem Schneider in Beirut
Geschichten mit Migrationshintergrund
Mit Bildbeigaben von Ala’a Suleiman, Bethlehem
AphorismA Berlin 2018 | 80 S. | Hardcover | ISBN 978-3-86575-071-6 | 15,00 €
 Bestellen

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Assaad Elias Kattan erzählt in seinen „Geschichten mit Migrationshintergrund“ auch von Krieg und Frieden. Die heute zur Sprache kommenden Erzählungen scheinen jedoch in einem seltsam schwebenden Raum angesiedelt zu sein, ohne genauere zeitliche und örtliche Verweise wirken sie eigentümlich dem Hier und Jetzt enthoben. Ihre scheinbare Zeitentbundenheit öffnet und ermöglicht aber gerade den Zugang zu fremden Welten und Kulturen, die alles andere als jenseitig von unserer erfahrbaren Gegenwart angesiedelt sind, sondern mitten unter uns ihre Stimme erheben. Wie Kavafis eine Welt zur Sprache bringt, in der nicht mehr von den Metropolen wie Kairo, Athen oder Rom die Rede ist, sondern von den Rändern der Zivilisationen, so stellt Assaad Elias Kattan auch seine Protagonisten in diesen offenen Raum mit ihren gültigen Erzählungen von Krieg und Frieden. Sie treten aus den Tiefen des kulturellen Gedächtnisses hervor, aus uralten Erzähltraditionen und verstören und irritieren so eingefahrene Wahrnehmungen.

Dr. Peter Behrenberg, Direktor der Diözesanbibliothek Münster, anläßlich der Vorstellung des Buches im Rahmen des 101. Katholikentag in Münster. Der vollständige Text ist im Bulletin 23 der AphorismA Kulturstiftung veröffentlicht.

Auch ist bei AphorismA eine Postkarte zu diesem schönen Band entstanden und noch immer erhältlich:

Assad E. Kattan – Postkarte, AphorismA
Assad E. Kattan – Postkarte, AphorismA

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Demnächst erscheint bei AphorismA von Assaad Kattan ein Band zu aktuellen Debatten im Libanon: Kolumnen aus dem letzten Jahr, illustriert mit Grafitti aus dem Land.

Hörend erleben…

In der aktuellen Situation mag zwar jeder ein wenig mehr Zeit zum Lesen finden, jedoch fehlt dabei eine wichtige Komponente: der Austausch und der Klang. Einen Austausch findet man glücklicherweise auf den Social Media Plattformen, kann mit Freunden und Familie telephonieren und vielleicht auch den ein oder anderen nach der langen Zeit der Selbstquarantäne wieder treffen. Was nach wie vor jedoch aussteht, sind die klingenden Worte – Sprachklang – hörend erleben…

Ein Umstand der einen das Herz zerreißt kommt es zu Lyrik.

Online-Lesungen

So haben wir bei AphorismA beschlossen kleine online Lesungen zu veranstalten. Diese kommen sowohl auf Instagram online, als auch hier auf unserem Blog.
Denn Sprache soll klingen und Worte wollen gehört werden!

Mati Shomoelof gibt eine Lesung – AphorimsA

Den Anfang macht einer unserer wichtigsten Dichter: Mati Shemoelof, der mit seinem Gedichtband „Bagdad Haifa Berlin“ bereits seit letztem Jahr immer wieder im Gespräch ist.

Er liest „ich bin juden dichtar“ und „Ein Jüdischer Araber in Berlin“ – wortgewandt und nachdenklich – ehrlich und von einer besonderen Sprachschönheit geprägt, die durch das Zusammenspiel der beiden Sprachen, Hebräisch und Deutsch, entsteht. Ein hin und her, wobei der Klang der Worte einen ganz eigenen Sinn zu tragen scheint.

Hören Sie die Lesung entweder auf unserem Instagram Kanal oder hier auf unserem Blog.

Anti-muslimischer Rassismus und die Islamdebatte

Bei der Beschäftigung mit den Religionen Judentum, Christentum und Islam trifft man/frau unweigerlich auch auf Unverständnis, Abneigungen, Haß und Vorurteile. Neben dem Antisemitismus ist in Deutschland immer wieder – und das gerade mit dem Wachsen von rechten Parteien,wie der AfD -, Anti-muslimischer Rassismus präsent.

Verwunderlich scheint dabei, daß dieser vermehrt auch unter Jugendlichen zu finden ist. Eine Generation, die selbst doch vermeintlich so stark von Diversität geprägt ist, daß gefragt werden muß, wie es trotz einer grundsätzlich weltgewandten und liberalen Grundeinstellung, zu einer so klar negativen Haltung gegenüber dem Islam kommt.

Eine aktuelle Studie …

… der Stiftung Mercator beschäftigte sich im Jahr 2017 mit Islamfeindlichkeiten unter Jugendlichen. Dabei wurde ganz besonders eben jener augenscheinliche Widerspruch zwischen der Tatsache, dass diese Generation globalisiert aufgewachsen ist und bereits sehr früh über die Grundzüge des Islams gebildet wurde und der gleichzeitigen Verbreitung von Hass und Ablehnung gegenüber dem Islam.

Besonders klar wurde in der Studie, daß unter den Jugendlichen Vorurteile im Bezug auf die stereotype Unterdrückung von Frauen herrschen. Auch scheint es nur sehr wenig persönlichen Kontakt zu Muslimen und Muslima, in beispielsweise der Schule zu geben. Stattdessen findet der hauptsächliche Austausch im Internet und über Soziale Medien statt und dadurch natürlich stark entpersonalisiert und in einem diffusen Kontext. Gleichzeitig verdeutlicht die Studie aber auch, daß die Jugendlichen, die durch Nachbarschaft, Familie oder Freunde tatsächlich in persönlichem Kontakt mit muslimischen Personen haben, diese ablehnende Position nicht einnehmen. Der Soziale Kontakt mindert also Fremdenfeindlichkeit.
Interessant war allerdings auch, daß eine Mehrzahl der Vorurteile daraus entstehen, daß die Jugendlichen zwar über die Glaubenslehre des Islam informiert sind, nicht jedoch über die Lebensrealität von Muslimen und Muslima.

Wichtig sei vor allem dem anti-muslimischen Rassismus zu begehen, weswegen die Stiftung Mercator einen Präventionszirkel mit fünf Modulen gegründet hat. Dieser basiert auf dem Zusammenspiel von Wissensvermittlung, Begegnungen und Reflexion. Dabei wird bewußt die Schule in den Blick genommen und Lehrer/Lehrerinnen aktiv mit eingebunden, um ein nachhaltig friedliches und respektvolles Miteinander zu ermöglichen.

Wenn Sie die Studie nachlesen möchten, dann können Sie hier den Link dazu finden.

Im Kontext dessen, möchten wir Ihnen den folgenden Band aus unserem Verlagsprogramm empfehlen:

Die Islamdebatte gehört zu Deutschland

von Ozan Zakariya Keskinkiliç

„Was verrät eigentlich die Islamdebatte über die Selbstwahrnehmung, die Fantasien und die Begierden einer Gesellschaft, die sie so leidenschaftlich führt?“, fragt Ozan Zakariya Keskinkılıç und blickt hinter die Kulisse des Spektakels. Er verfolgt die Spuren deutscher Islamdebatten historisch zurück und dekonstruiert ‚die Gefahr der Islamisierung‘, die schon in den Verhandlungen der Deutschen Kolonialkongresse Anfang des 20. Jahrhunderts in Berlin heraufbeschworen wird. Keskinkılıç analysiert Argumentationsstrategien des antimuslimischen Rassismus an der Schnittstelle zum europäischen Orientalismus und entlarvt die Fremdkonstruktion ‚des Muslims‘ als Schattenidentität ‚des Deutschen‘.“

Eine Besprechung des Bandes in der iz3W von Patrick Helber.

Ozan Zakariya Keskinkiliç:
Die Islamdebatte gehört zu Deutschland
Rechtspopulismus und antimuslimischer Rassismus im (post-)kolonialen Kontext
Berlin (AphorismA) 2019
150 S. | 978-3-86575-078-5 | Softcover | 15,00 €
Bestellung

Ozan Zakariya Keskinkiliç: Die  Islamdebatte  gehört zu Deutschland
Ozan Zakariya Keskinkilic: Die Islamdebatte gehört zu Deutschland

Aktuell: Gemeinsam hören und suchen

Es ist ein weitsichtiger Titel – „Gemeinsam hören und suchen„, Geprägt von Respekt und Achtsamkeit – von gegenseitiger Anerkennung und Rücksichtnahme öffnet er Perspektiven. Im Austausch der Beträge entsteht ein ‚Gemeinsam‘ und ein kritischer Blick, auf sich selbst ebenso wie auf den Anderen. Und Kritik ist hier erlaubt, sogar angebracht, denn es geht um Veränderung – eine Veränderung hin zu einem anderen, gemeinsamen Zusammenleben: ‚Jüdisch-Muslimische Begegnungen‘.

Sie werden in den Blick genommen, unter der leitenden Hand von Petra Kunik scheint man/frau einen Raum zu betreten. In entspannter Atmospäre sitzen dort Juden/Jüdinnen und Muslime/Muslima zusammen, unterhalten sich und reflektieren. Mitgenommen wird der Leser/die Leserin und der Blick geführt durch die unterschiedlichen kulturellen und religiösen Hintergründe.

Eine Sammlung von Essays ist entstanden, die einen Beitrag zu einem noch sehr wenig entwickelten Dialog zwischen Juden und Muslimen darstellen, achtsam aufeinader hören und die Unterschiede aushalten, ohne deshlab zu akademischen Fachgesorächen zu werden. So bindet das Buch all jene ein, die an einem friedlichen Zusammenleben interessiert sind und markiert einen wichtigen Aspekt, der im interreligiösen Gespräch noch gefüllt werden muß.

Um von der Toleranz zur Anerkennung des fremden Anderen zu kommen, müssen wir uns austauschen, uns also wirklich kennenlernen. Gehen wir hier in den Dialog mit Wissen im gegenseitigen Vertrauen und mit Respekt.

Petra Kunik

Kunik, die selbst Tochter von Shoa Überlebenden ist, engagiert sich bereits seit Jahrzehnten in der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main und gehört in den engeren Kreis der Begründer/Begründerinnen des Egalitären Minjans e.V., welcher sich für die gleichberechtigte Teilnahme von Frauen am jüdischen Gottesdiensten einsetzt. Sie steht außerdem für einen respektvollen Umgang zwischen Juden udn Muslimen, trotz bestehender Unterschiede und zeigt dabei eine besondere Bereitschaft sich auf unterschiedliche Perspektiven einzulassen.


So schreibt sie in ihrem Vorwort über den Begriff der ‚Toleranz‘ und definiert ihn mit wechselseitiger Achtung. Eine simple Beschreibung sollte man/frau meinen, doch sie erläutert auch den geschichtlichen und sprachlichen Hintergrund, stellt Bezüge her und schärft den Blick des Lesers für Feinheiten der Sprache. So führt Kunik etwa im ersten Essay in das jüdische Verständis von ‚Gesetz‘. Ganz im Sinne des Dialoges antworten Fatana und Abdulqadil Schabel mit dem muslimischen Verständnis des solchen.

Hilal Akadeniz widmet sich dem Thema Politik im Dialog und Dialog in der Politik. Akadeniz, die Mitglied im Abraham-Team ist, bestätigt den Aufruf, die Forderung des Buches an Bund und Länder eben jene Teams noch weiter auszubauen und zu unterstützen und macht damit ganz klar, daß die Frage des Extremismus durchaus im Bewußtsein steht.

Das jüdische Glaubensbekenntnis wird thematisiert, ebenso wie das Thema ‚Religion und Naturschutz‘. Senay Altintas bleuchtet den muslimischen Blickwinkel auf diese Thema, während Petra Kunik sich der jüdischen Perspektive widmet. Und schließlich endet der Dialog mit einem weiteren Essay von Hilal Akdeniz.

Obwohl „endet“ das falsche Wort ist, denn er hat gerade erst begonnen, viele wichtige Schritte müssen noch gemacht werden. Bleiben wir bei dem Bild von dem Raum, dann öffnen sich nun, statt daß jede/r das Zimmer verläßt und sich die Hände schüttelt, alle Türen und es wird einladend gewinkt!

Gemeinsam hören und suchen – Jüdisch-Muslimische Begegnungen
Herausgegeben von Petra Kunik

Gemeinsam hören und suchen – Jüdisch-Muslimische Begegnungen
Herausgegeben von Petra Kunik
Mit einem Vorwort von Roberto Fabian
Berlin (AphorismA) 2020 | Softcover
97 (1) Seiten | 978-3-86575-082-2 | 15,00 € | Bestellen