Bei der Beschäftigung mit den Religionen Judentum, Christentum und Islam trifft man/frau unweigerlich auch auf Unverständnis, Abneigungen, Haß und Vorurteile. Neben dem Antisemitismus ist in Deutschland immer wieder – und das gerade mit dem Wachsen von rechten Parteien,wie der AfD -, Anti-muslimischer Rassismus präsent.
Verwunderlich scheint dabei, daß dieser vermehrt auch unter Jugendlichen zu finden ist. Eine Generation, die selbst doch vermeintlich so stark von Diversität geprägt ist, daß gefragt werden muß, wie es trotz einer grundsätzlich weltgewandten und liberalen Grundeinstellung, zu einer so klar negativen Haltung gegenüber dem Islam kommt.
Eine aktuelle Studie …
… der Stiftung Mercator beschäftigte sich im Jahr 2017 mit Islamfeindlichkeiten unter Jugendlichen. Dabei wurde ganz besonders eben jener augenscheinliche Widerspruch zwischen der Tatsache, dass diese Generation globalisiert aufgewachsen ist und bereits sehr früh über die Grundzüge des Islams gebildet wurde und der gleichzeitigen Verbreitung von Hass und Ablehnung gegenüber dem Islam.
Besonders klar wurde in der Studie, daß unter den Jugendlichen Vorurteile im Bezug auf die stereotype Unterdrückung von Frauen herrschen. Auch scheint es nur sehr wenig persönlichen Kontakt zu Muslimen und Muslima, in beispielsweise der Schule zu geben. Stattdessen findet der hauptsächliche Austausch im Internet und über Soziale Medien statt und dadurch natürlich stark entpersonalisiert und in einem diffusen Kontext. Gleichzeitig verdeutlicht die Studie aber auch, daß die Jugendlichen, die durch Nachbarschaft, Familie oder Freunde tatsächlich in persönlichem Kontakt mit muslimischen Personen haben, diese ablehnende Position nicht einnehmen. Der Soziale Kontakt mindert also Fremdenfeindlichkeit.
Interessant war allerdings auch, daß eine Mehrzahl der Vorurteile daraus entstehen, daß die Jugendlichen zwar über die Glaubenslehre des Islam informiert sind, nicht jedoch über die Lebensrealität von Muslimen und Muslima.
Wichtig sei vor allem dem anti-muslimischen Rassismus zu begehen, weswegen die Stiftung Mercator einen Präventionszirkel mit fünf Modulen gegründet hat. Dieser basiert auf dem Zusammenspiel von Wissensvermittlung, Begegnungen und Reflexion. Dabei wird bewußt die Schule in den Blick genommen und Lehrer/Lehrerinnen aktiv mit eingebunden, um ein nachhaltig friedliches und respektvolles Miteinander zu ermöglichen.
Wenn Sie die Studie nachlesen möchten, dann können Sie hier den Link dazu finden.
Im Kontext dessen, möchten wir Ihnen den folgenden Band aus unserem Verlagsprogramm empfehlen:
Die Islamdebatte gehört zu Deutschland
von Ozan Zakariya Keskinkiliç
„Was verrät eigentlich die Islamdebatte über die Selbstwahrnehmung, die Fantasien und die Begierden einer Gesellschaft, die sie so leidenschaftlich führt?“, fragt Ozan Zakariya Keskinkılıç und blickt hinter die Kulisse des Spektakels. Er verfolgt die Spuren deutscher Islamdebatten historisch zurück und dekonstruiert ‚die Gefahr der Islamisierung‘, die schon in den Verhandlungen der Deutschen Kolonialkongresse Anfang des 20. Jahrhunderts in Berlin heraufbeschworen wird. Keskinkılıç analysiert Argumentationsstrategien des antimuslimischen Rassismus an der Schnittstelle zum europäischen Orientalismus und entlarvt die Fremdkonstruktion ‚des Muslims‘ als Schattenidentität ‚des Deutschen‘.“
Eine Besprechung des Bandes in der iz3W von Patrick Helber.
Ozan Zakariya Keskinkiliç:
Die Islamdebatte gehört zu Deutschland
Rechtspopulismus und antimuslimischer Rassismus im (post-)kolonialen Kontext
Berlin (AphorismA) 2019
150 S. | 978-3-86575-078-5 | Softcover | 15,00 €
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