Im Gedenken an Sr. Abraham

Kirsten Stoffregen Pedersen (* 26.2.1932 + 30.5.2017)

Manchmal konnte sie einen, fast entrüstet, von unten herauf, ansehen und fragen: „Wie, den kennst Du nicht?“.

In der Tat, es soll Menschen geben, die nicht wie Sr. Abraham, jeden und jede in der Heiligen Stadt kannten… in ihrer Stadt, in der Stadt, die seit der Mitte der 1960er Jahre ihr zur neuen Heimat, zur eigentlichen Heimat geworden war.

Aus einem lutherischen, dänischen Elternhaus führte ihr Weg in die katholische Kirche, dann zu den schwedischen Brigittinerinnen, eine Zeit, schmerzlich beendet in der Umbrüchen im Umfeld des Vaticanum Secundum, schließlich nach Jerusalem und dann auf den Ölberg.

Sei es im Engagement für die christlichen Studierenden an der Hebräischen Universität, sei es in der (akademisch-interreligiösen) Rainbow Group in Jerusalem, in der Ecumenical Fraternity, sei im Dienst an der Äthiopisch-orthodoxen Kirche in Jerusalem, sei es in Tantur…, sei es … und sei mit den vielen Besucherinnen und Besuchern der Stadt, nicht zuletzt aus ihrer dänischen Heimat, denen sie die Vielfalt und den Reichtum der Stadt erschloß, …. in Jerusalem, dem irdischen, wie nun im Himmlischen, war sie Zuhause.

Wer kannte die äthiopische Psalmenexege, das Thema ihrer Dissertation, besser, wem waren die vielen christlichen Traditionen der Stadt besser vertraut als ihr? In welche Sprache konnte sie nicht kommunizieren, nicht nur Ge’ez und Amharisch, Latein natürlich, Griechisch, Hebräisch – die Sprachen des Kreuzes -, Dänisch, Schwedisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch … und die Liste ginge weiter.

Mit dem Mount Zion Award ausgezeichnet, dessen Preisgeld ihr endlich in ihrer Klause auf dem Ölberg, warmes Wasser brachte, waren ihr solche äußeren Zeichen nicht wichtig: Aber ihre Mitgliedschaft in einer Vereinigung für das Priestertum der Frau, ihr Eintreten für ein selbstbestimmtes Leben, für eine Kirche der Geschwisterlichkeit, für den Reichtum der Bildsprache der Ikonen, so ganz eigen und Besonders in ihren Nachschöpfungen der äthiopischen Ikonen lebendig gemacht… das war Sr. Abraham. Sie ist ein Teil der Stadt geworden, sah sich in einer langen Tradition von pilgernden Menschen, die in ihr ‚hängengeblieben‘ waren, angekommen an ihrem Ort und mit einem Recht jenseits von ‚Recht‘, dort auch zu bleiben… Das dies möglich sein sollte und möglich bleiben müsse, war ihr immer wichtig.

Es ließ sich trefflich mit ihr streiten, hart und fair, gerade über aktuelle palästinensische Theologie zum Beispiel, aber mit einem weiten Herzen und mit tiefer Sorge um den Mitchristen, die Mitchristin, den Mitmenschen jedweden Glaubens.

Wir haben oft zusammen auf dem Ölberg gefrühstückt, nach der Messe am Morgen klangen die lateinischen Gesänge nach…, Sr. Abraham hat mir manche Tür aufgeschlossen in dieser Stadt, erschlossen besser gesagt, schon seit Anfang der 1990er Jahre war sie AphorismA verbunden, als Autorin und auch mit ihren äthiopischen Ikonen. Nach der französischen Geschichte des christlichen Jerusalem, ist eine englische Ausgabe fertig gestellt, sie hat sie nicht mehr selbst fertig prüfen können, sie herauszugeben bleibt ein Vermächtnis.

Ähnlich wir P. Düsing, dem im Jahr 2000 verstorbenen Freund Jerusalems aus dem Münsterland, war es auch Sr. Abraham an ihrem Lebensende nicht vergönnt, im irdischen Jerusalem zu bleiben, krankheitsbedingt wurde sie in ihre alte Heimat Kopenhagen zurückgeholt. Aber auch dort, wie auch auch hier, bleibt der Satz aus dem Ps 87 wahr:

Wir sind alle Bürgerinnen
und Bürger Jerusalems.

Dereinst dürfen wir es alle in jenem Jerusalem sein, in das sie jetzt schon heimgekehrt ist. Wie wenigen vergönnt, war sie es auch hier auf Erden schon: Zuhause in Jerusalem!

Rainer Zimmer-Winkel

*

Am Dienstag der Pfingstoktav (5. Juni 2017) wurde in der Kirche Unserer Lieben Frau in Næstved die Totenmesse gelesen; anschließend wurde ihr Leichnam zur Kremierung gebracht.

Bei AphorismA sind von Sr. Abraham /  Drin. Kirsten Stoffregen Pedersen erschienen:
Die äthiopische Kirche von Afrika bis nach Jerusalem.
2000 Jahre afrikanisches Christentum.
AphorismA Verlag Trier – 3. Auflage 1998
(Kleine Schriftenreihe des Kulturvereins AphorismA – Band 21)

Les Chrétiens en Saint Terre
AphorismA Verlag Berlin 2008 | 2. ed.
Die Englische Ausgabe soll noch erscheinen …


Äthiopische Ikonenpostkarten
Vier Postkarten mit äthiopischen Ikonen sowie vier Briefumschlägen, in einer wiederverschließbaren Klarsichthülle, mit Begleitblatt.
Link zu Shop folgt, hier der Hinweis zur Ikone Mariä Heimsuchung.

Ramadan karim….

Alles Gute für einen gesegneten Ramadan.
book cover-Handschrift

Streiten für die Versöhnung. Interview mit Raphael Nabholz in der ARD

Raphael Nabholz, Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe / Ziviler Friedensdienst und Mitarbeiter bei Combatants for Peace über seine Arbeit in Israel / Palästina.
http://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/gott-und-die-welt/videos/raphael_nabholz-hd-maks-100.html
In Zusammenarbeit mit den Combatants for Peace und Raphael Nabholz ist im Dezember 2016 Ausgabe 4 der Zeitschrift israel & palästina des diAk als Themenheft in Kalenderform entstanden.

Rose Ausländer zum 116. Geburtstag

Jerusalem
Jerusalem_Annäherung
Wenn ich den blauweißen Schal
nach Osten hänge
schwingt Jerusalem herüber zu mir
mit Tempel und Hohelied
Ich bin fünftausend Jahre jung
Mein Schal
ist eine Schaukel
Wenn ich die Augen nach Osten
schließe
schwingt Jerusalem auf dem Hügel
fünftausend Jahre jung
herüber zu mir
im Orangenaroma
Altersgenossen
wir haben ein Spiel
in der Luft

© Rose Ausländer – Erben

Das Gedicht ist dem Band Annäherung. Bilder und Collagen von Helga von Loewenich zu Gedichten von Rose Ausländer (Düsseldorf 2008) entnommen, der von der Rose Ausländer Stiftung (RAS) herausgegeben wurde. Das Rarissimum ist in wenigen Exemplaren noch bei AphorismA erhältlich. Weitere Werke der Dichterin, Antiquarisches und Publikationen der RAS der Dichterin finden sich hier.

"Kunst als Brücke der Kulturen". Ein Video-Beitrag der Tagesschau zu Givat Haviva

Die Tagesschau berichtet aus ihrem ARD-Studio in Tel Aviv in einem Video-Beitrag von Mike Lingenfelser über die Begegnungsstätte und Initiative Givat Haviva. Diese hat sich bereits in israel & palästina II/2016 in einem eigenen Themenheft mit vielen Einzeldarstellungen von Projekten und Einzelpersonen vorgestellt.

http://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-286555~player_branded-true.html

© Tagesschau

Den Frieden stören? Die Arbeit der Combatants for Peace Film & Diskussion

Wer den sehr empfehlenswerten Film Disturbing the Peace letzten Sonntag im Moviemento noch nicht gesehen hat, hat nun noch einmal Gelegenheit. Am Mittwoch, 10. Mai um 19 Uhr wird dieser mit anschließender Diskussion im Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung gezeigt.
Mittwoch, 10.05.2017 19:0021:30

Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung, Sebastianstr. 21, 10179 Berlin


Der Arbeit der Combatants for Peace ist auch das vierte Heft 2016 von israel & palästina des diAk als Kalender für das Jahr 2017 gewidmet.

Stadtspaziergang zu Wilfrid Israel in Berlin

Der Spaziergang erinnert an Wilfrid Israel, den letzten Direktor des ehemals berühmten Berliner Kaufhauses „N.Israel“. Es stand vom 19. Jahrhundert an direkt gegenüber vom Berliner Rathaus, im heutigen Nikolaiviertel. Dieses Kaufhaus ist heute kaum noch bekannt. Das gilt auch für Wilfrid Israel, der die leitende Rolle im elterlichen Kaufhaus in den 1920er vor allem aus Verantwortungsgefühl übernahm. 1899 in London geboren, wurde er schon in jungen Jahren Pazifist und trat für einen Sozialismus auf der Basis eines genossenschaftlichen Gemeinwesens ein. Menschen in Not zu helfen wurde für Wilfrid Israel schon früh zu einem Bedürfnis: so unterstützte er kurz nach dem Ersten Weltkrieg Menschen, die in Deutschland in Not geraten waren und beteiligte sich an einer Hilfskampagne für die Opfer der Hungerskatastrophen in Sowjetrußland.
Mit: Martin Forberg (MA Neuere Geschichte; Dozent und freier Journalist)
Sonntag, 07.05.2017 14:0016:00
Die Veranstaltung ist kostenfrei. Anmeldung erforderlich
http://calendar.boell.de/de/event/ein-menschenfreund-auf-den-spuren-von-wilfrid-israel-berlin-3


KT_80_Titel
Von Martin Forberg ist im März der auf der Leipziger Buchmesse vorgestellte „Kleine Text“ 80 über Wilfrid Israel erschienen.

Glückwünsche an Dr.in Viola Raheb

Wir freuen uns sehr, unsere Autorin Viola Raheb zur Anerkennung der Doktorwürde am Lehrstuhl für Religionswissenschaft/Evangelisch-Theologische Fakultät der Universität Wien beglückwünschen zu können.
Bei AphorismA sind von Viola Raheb erschienen:
Nächstes Jahr in Bethlehem. Notizen aus der Diaspora (124 Seiten – ISBN 978-3-86575-037-2, 2. erw. und aktualisierte Auflage, 2011)
Zugvögel. Eine lyrisch-musikalische Reise nach Palästina (Hörbuch) (gemeinsam mit Marwan Abado)
Geboren zu Bethlehem. Notizen aus einer belagerten Stadt (154 Seiten – ISBN 978-3-86575-152-2 – 3. Auflage, 2004, vergriffen)
 

Debatte um 'Human Remains' aus kolonialem Kontext

Eine Pressemitteilung im Rahmen der Debatte um ‚Human Remains‘ im kolonialen Kontext, der auch das 2015 bei AphorismA erschienene Buch Die Kontinuität des Genozids von Florian Fischer und Nenad Cupic nachgeht.

Vor dem Hintergrund aktueller Debatten um Human Remains aus kolonialem Kontext hat Prof. Dr. Dr. Uwe Koch-Gromus, Dekan der Medizinischen Fakultät Hamburg, im Jahr 2016 das Institut für Geschichte und Ethik der Medizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und das Medizinhistorische Museum Hamburg beauftragt, zu prüfen, ob sich auch in Sammlungen des UKE Human Remains aus kolonialem Kontext befinden.
Nun liegen erste Ergebnisse vor. Identifiziert wurden unter anderem sechs menschliche Schädel aus Afrika, die aus dem 20. Jahrhundert stammen, darunter auch einer vom Volk der Herero. Soweit möglich sollen die menschlichen Schädel in ihre Herkunftsländer zurückgeführt werden. Hierfür steht der Dekan der Medizinischen Fakultät im Austausch mit der Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung.
„Oberste Priorität hat für uns die Rückführung der identifizierten Human Remains. Die sterblichen Überreste sind weder in einer wissenschaftlichen Sammlung noch in einem Museum korrekt aufgehoben. Aber auch für jene Human Remains, die von Bevölkerungsgruppen stammen, die heute kein politisches Gehör finden, muss es eine Lösung geben. Unser Wunsch ist, gemeinsam mit Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft einen würdigen Ort für das Gedenken an die deutsche Kolonialvergangenheit Hamburgs zu finden“, sagt Prof. Dr. Dr. Uwe Koch-Gromus, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg und Mitglied des Vorstands des UKE.

Die ganze Pressemitteilung findet sich hier.