Die Hannah Arendt Austellung öffnet in Berlin

Nachdem die vergangenen Wochen von einem mehr oder minder umfassenden Kulturentzug geprägt waren, läßt sich nun beobachten, wie nach und nach wieder einzelne Einrichtungen öffnen. Auch wenn es noch lange dauern wird, bis sich wieder die Konzerthäuser und Theater füllen, ist es nun wieder möglich in ein Musuem, einen Buchladen und hier und da in die ein oder andere Galerie zu gehen. Alles natürlich unter Beachtung des Sicherheitsabstandes und jeglicher weiterer Vorschriften…

So ist seit dem 11. Mai 2020 (Montag dieser Woche) eine Hannah-Arendt-Ausstellung im Deutschen Historischen Museum zu besichtigen.
Ursprünglich hätte die Austellung zum 18. März diesen Jahres begonnen – aufgrund der aktuellen Pandemie, wurde das Startdatum jedoch verschoben.

Zwar bleibt die Daueraustellung vorerst weiterhin geschlossen, der Pei Bau aber öffnete seine Türen am Montag und lädt die BesucherInnen ein, mehr über den homo politicus Hannah Arendt zu erfahren.

Arendt, 1906 geboren, 1937 von den Nazis ausgebürgert und erst in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts die US-amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt, bestand stets darauf, als Historikerin bezeichnet zu werden und lehnte trotz ihrer zahlreichen philosophischen Arbeiten den Begriff ‚Philosophin‘ ab.
Besonders stark wird mit ihr der Ausdruck Banalität des Bösen assoziiert, welchen sie im Bezug auf die Eichmann-Prozesse entwickelte.

Aber nicht nur Antisemitismus, Totalitarität und Shoa gehörten zu ihren Themen. Sie äußerte sich auch dezidiert zu Flüchtlingsproblematiken, Zionismus, Rassentrennung und dem politischen System der USA, aber auch zu den Studentenprotesten und dem Feminismus. In ihrem Leben spiegele sich das 20. Jahrhundert, so der Ansatz der Ausstellung.

Der Schriftsteller Amos Eron geht sogar so weit zu sagen, daß ohne Hannah Arendt das 20. Jahrhundert gar nicht zu verstehen sei.

Bis zum 18. Oktober 2020 läßt sich die Austellung vorraussichtlich noch besichtigen und steht unter dem Schlagwort: Ausbildung der Urteilskraft.

Zu Hannah Arendt finden Sie folgendes antiquarisches Buch bei AphorismA:

Israel, Palästina und der Antisemitismus. Aufsätze.
Arendt, Hannah Geisel, Eike / Bittermann, Klaus (Hg)

Hannah Arendt
Israel, Palästina und der Antisemitismus.
Aufsätze
Hg. von Eike Geisel und Klaus Bittermann
Übersetzung von Eike Geisel
Berlin (Wagenbach) 1991

Wagenbach Taschenbuch | WAT 196
123 (5) Seiten – ISBN 978-3-8031-2196-7
Bestellen

Der Sinn für das Richtige – Ein neuer Kleiner Text

Seit Jahrzehnten schreibt Moshe Zuckermann, Prof. em. der Universität Tel Aviv, selbst Sohn von Shoa-Überlebenden, über das Spannungsverhältnis von Deutschland und Israel / Palästina, von Judentum und Zionismus, über Solidarität und die nicht endende Geschichte, über die Komplexität einer Dreiecksbeziehung.
„Den Sinn für das Richtige bewahren“ heißt derTitel von Moshe Zuckermanns Aufsätzen, die in der Reihe Kleine Texte bei AphorismA erschienen sind. Als Heft Nr. 82 ist es nun bestellbar.

Kleine Texte 82 | Moshe Zuckermann: Den Sinn für das Richtige bewahren

Enthält die Beiträge:
(1) Adorno, der Marxist – (2) Zwischen Antisemtismus und Philosemitismus. Welche Solidarität kann es sein? (Neudruck Kleiner Text 10 (2006) – (3) Was wird hier bewältigt? – (4) Israel – Deutschland – Palästina



Moshe Zuckermann
Den Sinn für das Richtige bewahren
Gesammelte Beiträge 2006-2020
Berlin (AphorismA) 2020 | Kleine Texte 82 | Bestellen
978-3-86575-582-7 | 47 S. | 5,00 €

Der Autor Moshe Zuckermann | Photo: M. Saxen

Eine kleine Leseprobe aus dem Heft Nr. 82

Das Beziehungsgeflecht zwischen Israel, Deutschland und Palästina ist komplex, gerade weil seine historischen Koordinaten augenscheinlich einfach zu dekodieren sind, ja auf der Hand liegen: Daß Deutsche an Juden im 20. Jahrhundert Monströses verbrochen, und Juden die israelische Staatsgründung auf dem Rücken der Palästinenser vollzogen haben, ist evident, läßt aber zugleich die Frage der Kausalbeziehung zwischen beiden geschichtlichen Ereignissen und ihre Relevanz für das gegenwärtige Beziehungsgeflecht aufkommen. Denn insofern die Gründung des zionistischen Staates durch die Dringlichkeit einer Zufluchtsstätte für Juden infolge der Shoa mit internationalem Einverständnis beschleunigt wurde, stellt sich die Verbindung von Shoa und Israel von selbst her, somit aber auch mutatis mutandis die Verbindung der Palästinenser zu Deutschland: Denn insofern die Gründung Israels (mit) eine Folge der von den Deutschen verursachten Shoa war, ist damit auch das mit dieser Staatsgründung von Juden an den Palästinensern begangene historische Unrecht impliziert.

Quelle: Den Sinn für das Richtige bewahren, Moshe Zuckermann, AphorismA (Berlin) 2020

Zum Erscheinen des neuen Marbacher Magazins und dem Geburtstag von Rose Ausländer

Mit dem Erscheinen des neuen Marbacher Magazins, werden zwei Dichter in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt: Friedrich Hölderlin und Paul Celan sind das Thema des aktuellen Heftes „Hölderlin, Celan und die Sprachen der Poesie“ von Heike Gfrereis. Eine Vielzahl von Dokumenten und Bildern geleiten durch die literarischen Entwicklungen Hölderlins und den Schilderungen individueller „Hölderlin-Erfahrungen“ von anderen Dichtern wie Paul Celan.

MM 169/170
Heike Gfrereis
Hölderlin, Celan und die Sprachen der Poesie
336 Seiten, 132 farb. Abb. Fadengeheftete Broschur mit SU
ISBN 978-3-944469-50-8 | EUR 20,00

Bestellbar ist der Katalog beim Deutschen Literatur Archiv Marbach oder aber hier bei AphorismA: Bestellen

Wie passend ist es da, daß in diesem Magazin auch eine Postkarte von Rose Ausländer, Johannes Poethen und Margarethe Hannsmann von der Hölderlin-Austellung 1970 an den Dichter Celan abgedruckt zu finden ist!

MM 169/170 | Heike Gfrereis: Hölderlin, Celan und die Sprachen der Poesie

Passend, da der heutige Tag, der 11. Mai, den Geburtstag der 1988 verstorbenen Dichterin Rose Ausländer darstellt. Somit gedenkt AphorismA der Poetin, die für verlag und Antiquariat immer eine wichtige Rolle gespielt hat und spielt.

Die Postkarte selbst erhielt Celan nie, da er zum Zeitpunkt des Absendens bereits verstorben war. Die Narchricht seines Todes hatte die Absender der Karte jedoch noch nicht erreicht.

In Czernowitz hatten sich die beiden Dichter bei heimlichen Lyrik-Lesungen während der Zeit des Nationalsozialismus kennengelernt. Die 19 Jahre ältere Rose Ausländer war fasziniert von den Gedichten Celans und besuchte ihn später auch in seinem Wohnsitz in Paris.

Von Rose Ausländer lassen sich in unserem Antiquariat hier Bücher wie: Worte stark wie der Atem der Erde und Ich regne in den offenen Scharlachmund des Mohns, oder auch Im Atemhaus wohnen | eine Menschblumenzeit bestellen.

09. Mai – Europatag

Der heutige Tag steht gemeinsam mit dem 05. Mai für ein gemeinsames und friedliches Europa. Während der 05. Mai den Tag der Gründung des Europarats markiert, wird am 09. Mai vorallem den Grundlagen der Europäischen Union gedacht.
Im Jahr 1950 kam es am heutigen Tag zu der berühmten Schuman-Erklärung des Französischen Außenministers (Robert Schuman). Die daraus entstehende Montanunion legte schließlich den Grundstein für die Europäische Union.
Die Idee Europa steht neben wirtschaftlichen Aspekten, vor allem für grenzenübergreifenden Frieden und internationale Zusammenarbeit und Solidarität. Deswegen wurde der 09. Mai im Jahr 1985 offiziell zum Europatag erklärt und seither mit zahlreichen festlichen Veranstaltungen begangen.
Wegen der aktuellen Corona-Pandemie ehren die EU-Institutionen in diesem Jahr alle Europäerinnen und Europäer, die solidarisch zur Überwindung der Corona Krise beitragen durch verschiedene Online-Aktivitäten.
Dem schließt AphorismA sich an. Wir ehren Europa mit der lateinischen Hymne: Est Europa nunc unita…, welche bei Aphorisma auch als Postkarte erhältlich ist.

Die Bedeutung des 08. Mai ’45 in der Deutschen Erinnerungskultur

Heute vor 75 Jahren endete in Europa offiziell der Zweite Weltkrieg. Markiert wird nicht nur die Befreiung Deutschalnds vom Faschismus, sondern der Beginn einer Ära des Friedens. Damit ist der 08. Mai ein bedeutender Teil der deutschen Erinnerungskultur und damit der Europäischen.
Der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages hat in diesen Tagen ein Gutachten vorgelegt, das nicht nur auf den historischen Hintergrund des nationalen Gedenktages eingeht, sondern auch auf die unterscheidliche Handhabung des 08. Mai während der Teilung Deutschlands in Bundesrepublik und DDR in den Blick nimmt.
Mit Blick auf das Jahr 1989/90 wird von einer Internationalisierung der Erinnerungskultur gesprochen, was die politische Bedeutung noch betont. In diesem Jahr ist im Land Berlin der 08. Mai ein gesetzlicher Feiertag.
Das Gutachten ist hier nachzulesen.

Mati Shemoelofs Gedichte klingen weiter

Im vergangen Jahr veröffentlichten wir den Gedichtband „Bagdad Haifa Berlin“ von Mati Shemoelof, welcher auch weiterhin im Gespräch ist und viele Leser durch die momenatne Quaranäne begleitet – wie in diesem Videobeitrag zu sehen und zu hören ist!
Bereits kurz nachdem das Büchlein erschien, wurde es in einer Podcastfolge des Deutschandfunkes besprochen.

Von Mati Shemoelof gibt es bei AphorismA außerdem den Text: „…reißt die Mauern ein zwischen ‚uns‘ und ‚ihnen‘, welcher als Heft der Kleinen Texte in unserem Verlag gedruckt wurde.
Weiterhin sind alle Veröffentlichungen bestellbar.

Ein neuer Kleiner Text: Wo liegt Jerusalem…?

Der 07. Mai ist in diesem Jahr gleich doppelt interessant: Nicht nur erinnern wir uns, wie jedes Jahr, an die Auffindung des Heiligen Kreuzes durch die Kaiserin Mutter Helena im Jahr 325 – in der Kirche von Jerusalem ist dies am heutigen Tag ein Fest (Festum in exaltatione sanctae Crucis) – auch ist heute ein weiteres Heft unserer Kleinen Texte erschienen.

Kleine Texte 86 | Georg Röwekamp: Mitte der Welt oder Schmutziger Winkel – Zur Lokalisierung Jerusalems

„Mitte der Welt oder Schmutziger Winkel?“ unter dieser Fragestellung schreibt Georg Röwekamp über die Lokalisierung und Bedeutung Jerusalems. Das geichnahmige Heft analysiert den augenscheinlichen Widerspruch zwischen der kartographischen Darstellung Jerusalems und der gleichzeitigen, abfälligen Kritik. Wie es zu diesem Phänomen kam, ob es angesichts unseres modernen Weltbildes noch eine Bedeutung hat und, ob der Lage Jerusalems eine theologische Bedeutung innewohnt, läßt sich nun im frisch gedruckten Heft Nr. 86 der Kleinen Texte nachlesen.

Georg Röwekamp
Schmutziger Winkel oder Mitte der Welt
Gedanken zur Lokalisierung und Bedeutung Jerusalems
Berlin (AphorismA) 2020 | Kleine Texte 86 | Bestellen
978-3-86575-586-5 | 45 (3) S. | 5,00 €

Dr. Georg Röwekamp (privat)

Georg Röwekamp (geb. 1959 in Duisburg), Studium der Theologie in Bonn, Jerusalem und Bochum, Promotion im Fach Alte Kirchengeschichte. 1998-2016 Geschäftsführer und Theologischer Leiter der Biblische Reisen GmbH, seitdem Repräsentant des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande in Jerusalem. Zahlreiche Übersetzungen und Veröffentlichungen, vor allem zu verschiedenen Pilgerzielen.

Wer nun noch einen Blick die Kreuzauffindungskapelle werfen möchte, kann in dem hier verlinkten Videobeitrag ab Minute 1:30 zumindest virtuell den Ort besuchen.

Trump und der Status quo

Während alle Augen sich auf die fragwürdigen Vorschläge und Äußerungen des US-amerikanischen Präsidenten zur aktuellen Corona-Pandemie richten und fast einstimmig von allen Seiten ein Echo der Empörung, ja des Entsetzens über den Ozean Richtung Westen schallt, widmen sich weit weniger Menschen einem ganz anderen Vorschlag Trumps. Komplex zu überblicken ist dieser und betrifft den Status quo bezüglich des Tempelberg/Haram asch-Scharif.

Ofer Zalzberg, Senior Export beim Arab-Israeli Project der International Crisis Group hat bereits 2016 bei AphorismA zu diesem Thema veröffentlicht und widmet sich in seinem aktuellen Positionspapier: Der Plan Trumps bedroht den Status Quo des Tempelberges, nicht nur der Bedeutung des Tempelberges für sowohl Juden/Jüdinnen, als auch Muslime/Muslima, sondern erläutert außerdem die Vorstellungen des US-amerikanischen Präsidenten. Trumps Plan „Peace to Prosperity“ solle zwar den Status quo erhalten, sehe gleichzeitag aber drei grundlegende Veränderungen vor, welche das Übereinkommen in seiner Gänze verändern würden. Statt der Zielsetzung gerecht zu werden, eine freie Religionsaussübung auf dem Plateau zu ermöglichen, beschreibt Zalzberg wie der Plan in der Realtität zu noch größeren Spannungen und Gewalt zwischen Isrelis und Palästinensern führen werde.

Von Ofer Zalzberg bei AphorismA erschienen:

Jerusalems ‚Holy Basin‘ israel & palästina – Zeitschrift für Dialog, Heft 1 | 2016, und analysierte darin unter dem Titel: „Zur Zukunft Jerusalems Heiliger Esplanade“ (Holy Basin) religiöse Stellung und politische Bedeutung des Tempelbergs/Haram asch-Scharifs. Bestellen

Ein Dichter, kein Heiliger*

Zum heutigen 50. Todestag von Paul Celan, der auch an den 100. Geburtstag denken läßt, den der aus Czernowitz (Bukowina – Königreich Rumänien) stammende Dichter in diesem Jahr gefeiert hätte, hat ein Vielzahl von Beiträgen in der Presse, aber auch im Rundfunk gegeben. Sie erinnern an einen Poeten, der die Brüche des 20. Jahrhunderts durchlebt und durchlitten hat. Seine biographische Zerissenheit, aber auch die Phasen der Aneignung in der Nachwelt, bleiben eine hervorausfordende Lektüre – seine Gedichte sowieso.

Deutschlandfunk Kultur: Paul Celan zwischen Berlin und Jerusalem

NDR Sonntagsstudio: Ein Gehetzter, ein Zerrissener. Ein Dichter.

RBB-online: Helmut Böttiger liest „Celans Zerrissenheit“

(* Die Überschrift verdankt sich dem neuen Buch von Helmut Böttiger)

Den Opfern gedenken

Eine der größten Sammlungen zu den Opfern der faschistischen Naziherrschaft ist nun im Internet einsehbar. Die historischen Bestände der Arolsen Archives stehen fast vollständig online, wie das Internationale Zentrum zur Naziverfolgung mitteilte. Demnach können Interessierte weltweit fortan über das Onlinearchiv auf 26 Millionen Dokumente mit Informationen zu 21 Millionen Namen von Verfolgten zugreifen.

Die Sammlung des früheren Opfer-Suchdienstes ITS gehört zum UNESCOWeltdokumentenerbe. Nach eigenen Angaben haben die Arolsen Archives eine der größten Sammlungen über die Opfer des Hitlerfaschismus online gestellt. Diese dokumentiere die Verbrechen der Nazis mit einzigartigen Beweisstücken. Sie umfasse Originaldokumente und Kopien über Millionen von Zwangsarbeitern sowie Transport- und Deportationslisten über Millionen Menschen, die in Konzentrationslager und Ghettos verschleppt wurden. Die Dokumente sind frei zugänglich und können zum Beispiel nach Namen durchsucht werden

Bericht dazu in der Jungen Welt.